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Zentrale und Dezentrale Geldschöpfung


Unglaublich! Er lebt!

Ja, und er hatte mächtig mit einer Hausarbeit und einer Landesverbandgründung zu tun. In Kürze verliere ich auch wieder das eine oder andere Wort zu den nicht unerheblichen Wendungen in der Weltgeschichte, doch gibt es zuerst ein paar Auszüge aus der eingangs erwähnten Hausarbeit.

Thema der Arbeit war "Analyse zentraler und dezentraler Geldschöpfung unter dem Gesichtspunkt der Volkssouveränität". Sie kommt, wie gesagt nur in Auszügen und folglich ohne Gliederung und Fußnoten. Wer sie gerne in vollständiger Fassung möchte, kann sich bei mir gerne melden...



Zum Thema: Gesetzliches Zahlungsmittel

Ein Zahlungsmittel ist ein Gut, welches im Verkehr zur Erfüllung von offenen Verbindlichkeiten Verwendung findet. Neben jeder Form von Tauschmittel können auch Geldsurrogate, also Schecks, Schuldverschreibungen, etc. zu diesem Zweck genutzt werden. In der Regel wird die Natur des Zahlungsmittels im Verlauf der Verhandlung der Tauschbedingungen bestimmt, doch ist heute die Definition eines allgemeinen Zahlungsmittels durch den Gesetzgeber üblich. Dabei bestimmt dieser ein Gut zum, meist einzig, gültigen Zahlungsmittel. Diesem Gut wohnen, nach dem Inkrafttreten des Gesetzes, zusätzliche Eigenschaften inne. Da ein auf diese Weise geschaffenes Zahlungsmittel alle Eigenschaften haben kann, die durch ein Gesetz definiert werden können, kann auch ein gesetzliches Zahlungsmittel jede vorstellbare Eigenschaft haben. Es könnte zum Beispiel die Form eines Schwundgelds wie im Währungsexperiment in Wörgl annehmen. Ebenso kann das physische Erscheinungsbild von gesetzlichem Zahlungsmittel nach Belieben gewählt werden. So ist ein per Gesetz definiertes Muschelgeld ebenso denkbar wie der komplette Verzicht auf eine physische Repräsentation und der Rückgriff auf eine vollständig digitale Speicherung von Geldwerten.
Diese Verstaatlichung der Geldschöpfung ist das Endprodukt einer jahrhundertelangen Entwicklung, mit dem Ziel, die jeweiligen Transaktionskosten zu verringern. Die Standardisierung des Goldes in Form eines Barrens oder einer Münze mit definiertem Gewicht ist ein Beispiel für einen solchen staatlichen Eingriff.
Um überhaupt als Zahlungsmittel in Betracht zu kommen, muss ein Gut durch Nachfrage als Konsum- oder Produktionsgut auf dem Markt verfügbar sein, damit es seine Vorteile als Tauschmittel im Verkehr unter Beweis stellen kann. Es bedarf also einer von der Tauschmittelnachfrage unabhängigen „Grundnachfrage“ nach dem Gut. Moderne Papiergeldwährungen, sogenanntes Nominalgeld, wie der Euro, werden nicht von den Marktteilnehmern als Tauschmittel ausersehen und vom Staat in den Rang eines gesetzlichen Zahlungsmittels erhoben, wie im Fall des Goldstandards, sondern werden als vollständig künstliche Gebilde durch einen Rechtsakt geschaffen.
Allerdings ist auch ein gesetzliches Zahlungsmittel auf eine Grundnachfrage angewiesen, um im Verkehr als allgemeines Tauschmittel Verwendung zu finden. Da Papiergeld und Scheidemünzen, besonders aber alle Formen des Buchgeldes, keinen oder nahezu keinen praktischen Nutzen haben, wird die nötige Grundnachfrage ebenfalls künstlich durch das staatliche Gewaltmonopol erzwungen. So können Schulden aus Steuern und Abgaben einzig in gesetzlichem Zahlungsmittel getilgt werden. Transferleistungen werden in der Regel in gleicher Form ausgezahlt. Im Gegensatz zu anderen Geldformen erhält das gesetzliche Zahlungsmittel im Verkehr zudem eine Abnahmepflicht. All dies sind Privilegien, die dem gesetzlichen Zahlungsmittel durch den Staat eingeräumt werden. Diese führen zu einem Wertgewinn und begründen damit dessen Verwendung als allgemeines Tauschmittel. Der zusätzliche Wert entsteht nicht, wie im Falle der dezentralen Geldschöpfung, auf dem Markt, durch die ständige Auslese des Gutes mit der höchsten Marktgängigkeit, sondern durch eine künstliche Bevorteilung durch den Staat.

Zum Thema: Prolongierte Staatsverschuldung

Da sich im modernen Bankensystem die Geschäftsbanken ebenso bei der Zentralbank verschulden, wie es Privatpersonen, Unternehmen und der Staat bei den Geschäftsbanken tun, handelt es sich bei den heute verwendeten Währungen um Schuldwährungen. Im Moment der Entstehung der Schuld, entsteht auch das Geld. Folglich ist jede Kreditaufnahme ein inflatorischer und jede Tilgung eines Kredites ein deflatorischer Prozess. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, ist die stete Ausdehnung der Staatsverschuldung äquivalent zu einer steten Ausdehnung der Geldmenge.
Abgesehen von den zur Schuldentilgung verwandten Einnahmen aus der Versteigerung der UMTS-Lizenzen im Jahre 2000, ist bisher kein einziger Euro der Schulden der Bundesrepublik Deutschland getilgt worden. Tatsächlich werden auslaufende Anlageprodukte des Bundes, wie Staatsanleihen und Bundesobligationen, stets nur refinanziert. Man kann also von einer Prolongierung der Staatsverschuldung sprechen. Auf die Geldmenge übertragen heißt dies, dass durch den Staat aufgenommene und stets nur prolongierte Schulden ein nicht unbedeutender Faktor für die Geldmengeninflation im Gesamtsystem sind. Zwar findet seit 1998 eine stete Umfinanzierung der Staatsverschuldung von den Geschäftsbanken zum Ausland statt, doch sind natürlich auch ausländische Staaten als Gläubiger auf den Geschäftsbankensektor bzw. die Zentralbanken als Kreditgeber angewiesen.

Zum Thema: Tauschmittelauslese auf dem Markt

Der Begriff der dezentralen Geldschöpfung ist an sich irreführend, da es sich weniger um einen Prozess der Geldschöpfung, als vielmehr um einen Prozess der Geld- bzw. Tauschmittelauslese handelt. Die tatsächliche Schöpfung des „Geldes“ geschieht durch die Natur. Die Geldauslese basiert auf dem Prinzip des indirekten Tausches, also dem Tausch eines Gutes gegen ein anderes Gut, mit dem Ziel, dieses gegen das letztlich gewünschte Gut zu tauschen. Nötig wird der indirekte Tausch mit der wachsenden Anzahl von Wirtschaftssubjekten und Gütern, sowie der immer schlechteren Vergleich- und folglich Tauschbarkeit der Güter auf dem Markt. Je komplexer die Volkswirtschaft, umso häufiger werden indirekte Tauschvorgänge. Im Verlauf des Verkehrs auf dem Markt kristallisiert sich durch ein Trial-and-Error-Verfahren schließlich ein durch die Mehrheit verwendetes allgemeines Tauschmittel heraus, das dann auch zur Deckung von längerfristigen Verbindlichkeiten und folglich auch als allgemeines Zahlungsmittel Verwendung findet.
Indikator für die Eignung eines Gutes als Warengeld ist dessen Marktgängigkeit, also die Wahrscheinlichkeit, das ertauschte Gut erfolgreich weiter tauschen zu können. In den einzelnen Teilen, an denen man die Marktgängigkeit eines Gutes messen kann, lassen sich die drei Grundaufgaben des Geldes als universelles Tauschmittel, allgemeiner Wertmesser und Medium zur Wertaufbewahrung, wiederfinden. So setzt sich die Marktgängigkeit aus verschiedenen, auf diesen Aufgaben basierenden, Einzelindikatoren zusammen: Teilbarkeit, Haltbarkeit, relative Seltenheit, und Transportabilität.
Die Teilbarkeit bezieht sich auf die Funktion des Geldes als universelles Tauschmittel. Sie beschreibt die Möglichkeit ein Gut in Einheiten aufzuteilen, die zum Ertauschen der benötigten Güter und Dienstleistungen besonders geeignet sind. Wenn ein Gut so aufgeteilt werden kann, dass damit alle auf dem Markt existierenden Güter ohne zusätzlichen Aufwand erworben werden können, besitzt das Gut eine optimale Teilbarkeit.
Die Seltenheit, also die nicht beliebige Vermehrbarkeit eines Gutes, ist essentiell für ein Marktgeld. Die Seltenheit darf aber gleichzeitig nicht zu groß sein, da sonst, abhängig von der Teilbarkeit des Gutes, der Zahlungsverkehr ungemein erschwert wird. Mit Blick auf die Inflationspolitik der Notenbanken und der mit deren Währungen einhergehenden Abnahmepflicht ist die Geldmengenstabilität eines durch Marktauslese ermittelten allgemeinen Tauschmittels bemerkenswert. So ist es das erklärte Ziel der Notenbanken, durch die mühevolle Regulierung der Geldmenge, eine Wertstabilität der Währung zu erhalten. Im Gegensatz dazu strebt das Warengeld nach einer Geldmengenstabilität, die bei wachsendem Güterangebot zu einer wachsenden Kaufkraft des Geldes und somit zu sinkenden Preisen führt. Die Regulierung von Wertschwankungen durch Veränderungen des Geldangebotes, also Veränderungen der Seltenheit, führt in einem Marktgeld zu Nachfrageveränderungen nach dem Geld im Geldausleseprozess. Gerade das Fehlen einer Abnahmepflicht führt hier also zur Werterhaltung der Währung.
Die Haltbarkeit bezieht sich auf die Wertaufbewahrungsfunktion des Geldes. Ein Warengeld aus verderblichen biologischen Stoffen ist verständlicherweise weniger gut zur mittel- oder langfristigen Aufbewahrung von Werten geeignet als z.B. ein Edelmetall. Nichtsdestotrotz waren im Verlauf der menschlichen Geschichte auch Viehherden oder Getreide als Geld im Gebrauch. Problematisch sind bei solch einem Tauschmittel die Schwankungen auf der Angebotsseite, denn früher oder später müssen verderbliche Güter konsumiert und damit dem Geldkreislauf entzogen werden. Die Transportabilität bezieht sich, wie die Teilbarkeit, auf die Funktion des Geldes als universelles Tauschmittel und beschreibt Eigenschaften des Gutes, wie Gewicht und Größe. Allerdings hat der Faktor der Transportabilität, aufgrund der Verwendung von Buchgeldern, also Ansprüchen auf das Geld anstelle des materiellen Gutes, im täglichen Verkehr, insbesondere seit dem Eintritt in das Internetzeitalter, zunehmend an Bedeutung verloren.

Zum Thema: Wertstabilität eines Marktgeldes

Der Nobelpreisträger Friedrich August von Hayek setzt sich in seinem Aufsatz „Choice in Currency“ für die Abschaffung des gesetzlichen Zahlungsmittels ein. Hayek vertritt darin nicht die Meinung, dass die Abschaffung von Papiergeld allgemein bzw. staatlichen Geldes im Speziellen notwendig ist, sondern einzig das die Privilegierung eines Tauschgutes durch den Staat beendet werden muß. Hierzu gehört auch die Aufhebung der Legalisierung der Kreditvergabe mit fraktionaler Reserve. Hayek argumentiert, dass die Schaffung einer Wettbewerbsumgebung auf dem Geldmarkt zur Meidung des schlechten und zur Nutzung des guten Geldes führe. Er bezieht sich dabei auf das „Gresham'sche Gesetz“, nach dem sich die Marktteilnehmer für das schlechtere Geld entscheiden, sofern dieses künstlich bevorteilt wird. Nach Hayek führt also der Wettbewerb unter den Geldemittenten dazu, dass diese die Stabilität ihrer Währung anstreben, damit die Nachfrage nach ihrem Geld mindestens gleich bleibt.
Kritiker, wie die Professoren Ruckriegel und Görgens, werfen Hayek vor, dass zwar das Ergebnis des Ausleseprozesses eine stabile Währung ist, der tatsächliche Prozess aber von teils gravierenden Verwerfungen auf dem Geldmarkt gekennzeichnet wäre. Konkrete Vorwürfe sind die massive Inflationierung kurzfristig stark verwendeter Währungen, die fragwürdige langfristige Stabilität der letztlich gewählten Währung und der hohe Transaktionskostenzuwachs durch die zeitweise hohe Anzahl an Währungen.
Sofern sich der Prozess durch massive Inflationierung der verwandten Währungen kennzeichnet, zeigt sich damit schlicht deren mangelhafte Eignung eine stabile Geldversorgung sicher zu stellen. Je galoppierender die Inflation, desto schneller verschwinden nicht geeignete Währungen vom Markt. Ruckriegels und Görgens' Annahme, dass es ein Ende im Ausleseprozess gebe, führt sie zu der Fehlannahme dass es auch eine „finale“ stabile Währung gebe. Tatsächlich ist der Ausleseprozess nur durch Zwischenergebnisse gekennzeichnet, doch kommt Hayek zu dem Schluss das es endlich das Gold sein wird, das sich international als die „Weltwährung“ durchsetzen wird.
Ein sofortiger übergangsloser Wechsel vom gesetzlichen Zahlungsmittel zur vollkommenen Zahlungsmittelfreiheit wäre tatsächlich von nahezu chaotischen Zuständen auf dem Markt begleitet, doch schließt Hayeks Forderung eine schrittweise geordnete Öffnung des Geldmarktes keinesfalls aus.
Auch die Verwendung mehrerer Währungen parallel, wie es mit dem Bimetallismus von Silber und Gold die längste Zeit der Fall war, bedeutet im Zeitalter von Smartphone-Apps und UMTS keine bedeutende Erhöhung der Transferkosten. Schlussendlich stellt sich den politischen Akteuren die Frage, ob man bereit ist eine Freigabe des Geldmarktes zu versuchen, und damit kurzfristige Verwerfungen in Kauf zu nehmen, um durch den Geldausleseprozess eine qualitativ hochwertige Währung zu gewinnen. Die Alternative wäre das Festhalten an einer zentralisierten Schuldgeldschöpfung mit den entsprechenden wirtschaftspolitischen Einflussmöglichkeiten.

Zum Thema: Inflationssteuer – „Taxation without Representation“

Ein grundlegender Teil des Volkssouveränitätsprinzips ist, dass keine Besteuerung ohne vorherige Zustimmung der Regierten stattfinden kann. Dieses Prinzip des „No Taxation without Representation“ war einer der Gründe für die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten und dem darauf folgenden Krieg zwischen dem Königreich von Großbritannien und deren Kolonien 1775 bis 1783. Wenn der Staat die Möglichkeit erhält seine Ausgaben, neben Steuern und Abgaben, in erheblichem Umfang durch die Seigniorage zu finanzieren, spricht man von der dadurch induzierten Inflation, als Inflationssteuer. Die Inflationssteuer manifestiert sich als Kaufkraftverlust der Währung. Damit ist sie nicht nur, nicht demokratisch legitimiert, sondern auch, zumindest für alle Nutzer der Währung, unumgänglich. Ein Beispiel für diese Form der Besteuerung des Bürgers lässt sich ironischerweise heute in den USA beobachten, wo die Zentralbank, FED, in zunehmendem Umfang die vom Kongress ausgegebenen Staatsanleihen mit neu geschöpftem gesetzlichem Zahlungsmittel aufkauft.

Zum Thema: Die unabhängige Zentralbank als technokratische Institution

Eine Technokratie bezeichnet eine „Herrschaft der Sachgesetzlichkeiten und deren technischen Imperativen“. Die Technokratie ist als Ausprägung von Platons Philosophenkönigtum eine „Regierung von Experten“, im speziellen der Ingenieure und Wissenschaftler. Als solche ist sie an sich eine Aristokratie. Im Gegensatz zur oligarchischen Aristokratie, deren Mitglieder sich durch ihren materiellen Wohlstand definieren, definiert sich die technokratische Aristokratie durch die Expertise ihrer Mitglieder. Entscheidungen werden in einer Technokratie als rein rationale Nutzens- und Sachzwangabwägungen gefällt, quasi als logische Folge von natürlichen Gesetzmäßigkeiten schlicht erkannt und durchgeführt. Die Hauptziele einer technokratischen Regierung sind Wissenszuwachs und technischer Fortschritt.
Die unabhängige Zentralbank stellt eine Institution im Staate dar, die sich, wie auch beabsichtigt, außerhalb der Zugriffsmöglichkeiten der demokratischen Instanzen befindet. Der tatsächliche Grad der Unabhängigkeit kann zwar von Zentralbank zu Zentralbank sehr unterschiedlich sein, doch ist eine Zentralbank de facto ein Gremium qualifizierter Ökonomen, die mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, makroökonomische Prozesse zu steuern versuchen. Abstrakt betrachtet ist eine Zentralbank also eine technokratische Institution, die jenseits des Wählerwillens aufgrund rationaler Abwägungen Antworten auf wirtschaftswissenschaftliche Fragestellungen sucht. Milton Friedman bemerkte dazu, dass Zentralbanken überflüssig seien, und man die Ermittlung der neu zu schöpfenden bzw. einzuziehenden Geldmenge einem Computer überlassen sollte.1 Es muss bezweifelt werden, dass die wirtschaftswissenschaftlichen Modelle, insbesondere in ihrer mathematischen Formulierung, hinreichend solide und umfassend sind, um eine vollständige Automatisierung ihrer Umsetzung zu rechtfertigen. Die Umsetzung von Miltons ironisch gemeinter Forderung kann aber als Votum für eine weitergehende Technokratiesierung der Zentralbank angesehen werden.
Unabhängig von der verfolgten Monetärpolitik setzt die Zentralbank doch, zumindest mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit, einen, vom auf dem Kreditmarkt gebildeten Gleichgewichtszins, abweichenden Leitzins fest. Die Folgen sind Über- und Untersteuerungseffekte der Volkswirtschaft, die sogenannten mittelfristigen Konjunkturzyklen.
Tatsächlich braucht es für die Bildung eines aussagekräftigen Gleichgewichtszinses, der als Signal für die Marktteilnehmer dienen kann, einer hundertprozentigen Mindestreserve. Das bedeutet eine Gleichheit der Volumina von Spareinlagen und Krediten. Der Gleichgewichtszins würde unter dieser Präferenz relativ schnell auf Änderungen der Angebots- und Nachfrageseite des Gesamtkreditmarktes reagieren. Faktisch existiert nicht nur ein Gleichgewichtszins, sondern für jedes Marktsegment, wie z.B. dem Immobilienhypothekenmarkt, ein entsprechender Gleichgewichtszins. Die hohe Reaktionsgeschwindigkeit und Präzision des Gleichgewichtszinses rührt aus der hohen Zahl der Akteure her, der Kreditgeber und -nehmer, die sich im Trial-and-Error-Verfahren dem „richtigen“ Zins annähern. Der Gleichgewichtszins ist also ein Geschöpf der extensiven Dezentralisierung des Marktes.
Im Gegensatz dazu ist ein Gremium erfahrener Ökonomen, selbst unter optimalen Bedingungen bzgl. ihrer Unabhängigkeit, nicht in der Lage, mit den Kreditvergabekonditionen der Zentralbank mehr als eine Annäherung an die tatsächlich markträumenden Kreditvergabekonditionen zu bewerkstelligen. Sehr viel wahrscheinlicher ist eine Überstimulation der Volkswirtschaft. Eine durch keine Ersparnisse gedeckte Kreditausweitung, führt nicht nur zu einer Überaktivität der Volkswirtschaft, sondern auch zu risikofreudigerem Investitionsverhalten der Markteilnehmer sowie einem Wachsen der Spekulation an den Börsen. Je länger ein solcher Prozess vor sich geht, umso größer wird die Zahl der Marktteilnehmer, die die Aussagekraft der Zinssätze anzweifeln. Ab einer bestimmten kritischen Masse an flüchtendem Kapital kollabiert die „Liquiditätsblase“ und die tatsächlichen Schuld- und Ersparnisverhältnisse werden in einem deflationären Schock geklärt.
Eine Verlagerung der Entscheidungen über Kreditvergabekonditionen näher an den Souverän, z.B. ins Parlament, führt einzig zum Verlust von Unabhängigkeit und zur vollständigen Unterwerfung der Monetärpolitik unter den Mehrheitswillen. Die Verführung, Einnahmen aus der Seigniorage zur Finanzierung staatlicher Ausgaben zu verwenden, ist für jede Regierung, unabhängig von ihrer politischen Ausrichtung, schlicht unwiderstehlich. Zudem muss bezweifelt werden, dass eine ausreichende Menge Parlamentsabgeordnete über die nötige fachliche Kompetenz für makroökonomische Entscheidungen verfügt. Damit würde der Abgeordnete abhängiger vom seinem Beraterstab. Noch offensichtlicher würde die fachliche Lücke wenn solche Entscheidungen direkt-demokratisch getroffen würden. Zudem sinkt mit jedem Schritt, die die Entscheidung näher an das Volk rückt, die Reaktionsgeschwindigkeit der zuständigen staatlichen Institution.
Abschließend lässt sich festhalten, dass die Zentralbank als Institution viel zu technokratisch ist, um für eine auf die optimale Übertragung der Volkssouveränität zielende Gesellschaft eine Option zu sein. Gleichzeitig ist die vollständige Unterwerfung der Geldschöpfung unter den Mehrheitswillen, was eine sehr direkte Übertragung der Volkssouveränität bedeuten würde, volkswirtschaftlich überaus bedenklich.

Dazu empfohlene Literatur:
HAYEK, Friedrich August von (1977): Choice in Currency. Second Impression. London: The Institute of Economic Affairs.
HAZLITT, Henry (1983): Economics! - Über Wirtschaft und Mißwirtschaft (Lektion und Beispiele). Stuttgart: Horst Poller Verlag.
LIETAER, Bernard A. (2002): Das Geld der Zukunft – Über die Zerstörerische Wirkung unseres Geldsystems und Alternativen hierzu. 2. Auflage. München: Riemann Verlag.
MISES, Ludwig von (2005): Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel. 2. neubearbeitete Auflage von 1924. Berlin: Duncker&Humblot.
ROTHBARD, Murray Newton (2000): Das Schein-Geld-System - Wie der Staat unser Geld zerstört. Gräfelfing: Resch Verlag.
ROTHBARD, Murray Newton (2009): Economic Depressions – Their Cause and Cure. Auburn: Ludwig von Mises Institut.

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